Was hat die christliche Religion mit unserer Straßenverkehrsordnung zu tun? Zumindest in einem Punkt verwenden beide dieselbe Symbolik: beim Andreaskreuz. Dieses einfache Kreuz aus zwei sich schneidenden Linien ist uns vor allem von Bahnübergängen vertraut. Die frühen Christen verbinden damit allerdings das Martyrium des Heiligen Andreas. Zunächst zur profanen Bedeutung:
Andreaskreuz im Straßenverkehr
Das Andreaskreuz begegnet uns auf mehreren vertrauten Verkehrsschildern – so auf dem Halteverbotszeichen in rot auf blauem Grund oder als schwarzes Kreuz in dem dreieckigen Vorfahrtszeichen. Wenn Verkehrsteilnehmer allerdings hierzulande vom Andreaskreuz sprechen, meinen sie in der Regel das Verkehrszeichen am Bahnübergang. Die Straßenverkehrsordnung führt dies als „Vorschriftenzeichen 201“. In der Praxis kommen verschiedene Varianten vor: mal aufrecht stehend, mal liegend, mal als Doppelkreuz übereinander, mal mit zusätzlichem Warnlicht, mal ohne. Ein blitzförmiges Symbol kann auf eine elektrische Oberleitung hinweisen und ein zusätzlicher kleiner Pfeil kann darüber informieren, in welcher Fahrtrichtung das Verkehrszeichen gilt.
Das müssen Autofahrer bei einem Bahnübergang mit Andreaskreuz beachten (ohne Gewähr):
- An diesem Bahnübergang kann sich ein Zug (im Fachjargon „Schienenfahrzeug“) nähern, insbesondere dann, wenn sich die Schranken schließen, ein optisches oder akustisches Warnsignal erscheint.
- Vor und hinter dem Andreaskreuz herrscht absolutes Parkverbot: innerhalb geschlossener Ortschaften meist fünf Meter, außerhalb geschlossener Ortschaften 50 Meter.
- Außerdem gilt eine Halteverbotszone von zehn Metern, wenn das Auto das Andreaskreuz verdecken könnte.
Andreaskreuz als historisches Symbol
Der Heilige Andreas gilt im Christum als einer der Apostel von Jesus Christus. Die Legende berichtet, Andreas habe im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Frau eines griechischen Statthalters zum christlichen Glauben bekehrt. Zur Strafe habe ihn der Statthalter kreuzigen lassen. Dieses Kreuz – oder besser: seine spezifische Form – hat in kirchlichen und weltlichen Kontexten allerlei Anwendung gefunden. Ein Grund für die weite Verbreitung des Andreaskreuzes ist auch, dass es dem griechischen Buchstaben Chi gleicht, der „X“ geschrieben wird und als Symbol für Jesus gilt.
Vor allem im späten Mittelalter fand sich das Kreuz auf zahlreichen Bildwerken und Heiligendarstellungen. Es wurde auf Münzen geprägt und ziert zahlreiche Wappen und sogar Nationalflaggen. So sind beispielsweise auf den Flaggen Großbritanniens (dem „Union Jack“) und Schottlands liegende Andreaskreuze dargestellt.