Fragt man die Wissenschaft, so ist der Wörthersee das Ergebnis von eiszeitlichen Gletschern, die eine Rinne ins Gebirge frästen, die sich später mit Wasser füllte. Die Bewohner der Gegend kennen aber noch eine ganz andere Erklärung für die Entstehung des Sees: die alte Sage vom Wörthersee-Mandl. Und die geht in etwa so:

Vor Urzeiten lag dort, wo sich heute der See erstreckt, eine ebenso reiche wie dekadente Stadt. Sie soll in der Nähe der „Schwarzen Wand“ bei Maiernigg gestanden haben. Ihre Bewohner hatten vor lauter Reichtum nichts Besseres im Sinn, als ihre Lebenszeit durch Feste zu vergeuden; ihren Gott hatten sie dagegen ganz vergessen.

Wörtherseemandl © Kärnten Werbung, Fotograf: Steinthaler
Wörtherseemandl © Kärnten Werbung, Fotograf: Steinthaler

So begab es sich, dass sie am Vorabend des christlichen Osterfestes (in einer anderen Version der Sage am Vorabend von Weihnachten) wieder einmal ausgelassen feierten, ohne an das Gebot der Stunde zu denken. Da trat ein Männlein (das „Mandl“) und die Feiergesellschaft und mahnte zur Buße und zur Heimkehr. Aber niemand wollte seine Worte hören. Noch ein zweites Mal erschien das Mandl. Diesmal trug es ein kleines Fass bei sich und drohte damit seinen Hahn zu öffnen. Aber wieder erntete das Männlein nur Hohn und Spott.

Das Lachen sollte den Städtern schnell vergehen. Als die Turmuhr der Kirche Mitternacht schlug, öffnet das Mandl das Fass, dem nun endlose Wasserfluten entströmten. Die Stadt und ihre gottlosen Einwohner versanken für immer. Noch heute soll man gelegentlich die Kirchturmspitze verschwommen im Wörthersee erblicken und ihre Glocken hören können. Statt Menschen hausen aber nur riesige Fische und Wasserschlangen in den untergegangenen Häusern…

Bronzefigur am Brunnen

An diese Sage erinnert ein Brunnen in der Klagenfurter Innenstadt. An seinem Rand steht ein bronzenes Mandl mit erhobenem Zeigefinger. Aus seinem Fass plätschert ein nicht enden wollender Wasserstrahl in den Brunnen. Von einer Überschwemmung Klagenfurts wurde aber noch nichts berichtet…

Die Sage vom Wörthersee-Mandl