Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Umgebung des Wörthersees von Bauerndörfern und den Herrensitzen adliger Familien bestimmt. Das Südufer des Sees war kaum zugänglich und fast unbesiedelt. Die 1853 gegründete Schifffahrtsgesellschaft transportierte in erster Linie Fracht und Post über den See, in zweiter Linie die Anwohner, aber keine Touristen. Das änderte sich grundlegend 1863/64 mit dem Anschluss der „Südbahn“, einer durchgehenden Eisenbahnstrecke zwischen der österreichischen Hauptstadt Wien und der italienischen Adria im Süden.

Die Bahn bringt Reichtum

Mit der Südbahn kamen viele reiche Bürger aus Wien in die Region – und schnell lernten sie den Wörthersee lieben. Wer etwas auf sich hielt und das nötige Kleingeld hatte, ließ eine Villa am Seeufer errichten. Es folgten Hotels, Badeanstalten, Bootshäuser und vieles mehr, was die betuchten Sommerfrischler zu ihrem Wohlbefinden brauchten.

Als ein Großbrand 1881 den Ort Velden zerstörte, war dies nur ein kurzer Rückschlag für den florierenden Fremdenverkehr. Aufgrund der regen Bautätigkeit und des Einflusses wichtiger Architekten bildete sich sogar ein einzigartiger Baustil heraus: Die sogenannte Wörthersee-Architektur war eine spezielle Mischung von historisierenden Stilelementen, die noch heute viele Ortsbilder prägt.

Einen weiteren Schub erlebte der Tourismus nach dem zweiten Weltkrieg, als auch die internationale High-Society den Wörthersee als Refugium entdeckte. Milliardäre, Politiker, bekannte Schauspieler und andere Promis errichteten nun weitere Seevillen und genossen dort ihre Privatsphäre. Seit den 1950er-Jahren sangen zahlreiche Kinofilme ein Loblied auf den Wörthersees und festigten das positive Image. Heute finden sich entlang der Seeufer zahlreiche exklusive Domizile – in friedlicher Koexistenz mit den touristischen Attraktionen für Normalverdiener.

Der Fremdenverkehr erreicht den Wörthersee