Das waren noch Zeiten, als ein „Autoschrauber“ noch jemand war, der nur mit Schraubenzieher bewaffnet alles Wesentliche justieren konnte. Längst hat die Fahrzeugelektronik jeden Winkel erobert, von der Lambdasonde bis zur Scheinwerfereinstellung. Aber dennoch ist der ambitionierte Autofreund von heute keineswegs machtlos: mit moderner Fahrzeugdiagnose weiß auch der Hobby-Bastler, was Sache ist. Und sogar besser als früher.
Entwicklung der Fahrzeugdiagnose
OBD – genauer gesagt OBD-2 – lautet das Zauberwort. Darunter versteht man eine „On-Board-Diagnose“, zu deutsch: Fahrzeugdiagnose. Denn nicht nur die Steuerungselektronik hat das Kommando übernommen, sondern die zugehörigen Diagnosesysteme haben (mit einer gewissen Verzögerung) tatsächlich Schritt gehalten. Ausgangspunkt war in den 1990er-Jahren der Wunsch von Gesetzgebern und Herstellern, aus Umweltschutzgründen vor allem Abgasdaten zu sammeln. Mittlerweile erstreckt sich diese Datensammlung auf sämtliche Fahrzeugbereiche und ist längst keine Einbahnstraße mehr. Ihr Kernstück ist eine fahrzeugeigene Hard- und Software, die einerseits die Vitalfunktionen des Autos ständig überwacht und andererseits Fehlermeldungen registriert und in Tausende Fehlercodes übersetzt.
Aus Laiensicht spricht ein Fahrzeug von heute ein Kauderwelsch aus verschiedenen digitalen Sprachen. Dabei werden Daten „geloggt“, „Datenbusse“ ausgetauscht und Protokolle abgearbeitet. Kein Wunder, dass es lange Zeit nur Autowerkstätten vorbehalten war, diese Daten auszulesen, zu interpretieren und in Reparaturanweisungen zu überführen.
Diagnose für jedermann?
Heute gibt es handliche – und handhabbare – Diagnosegeräte für den Privatgebrauch. Sie scannen alle Steuergeräte eines Fahrzeuges, können Fehler auslesen und wieder löschen. Die Anzeige beruht auf einem Windows-Betriebssystem und entspricht somit bekannten Arbeitsumfeldern.
Wann immer der Motor ruckelt, die Zentralverriegelung spinnt oder die Klimaanlage zickt – die OBD-Software weiß meistens, was los ist, und sendet einen (seit OBD-2) standardisierten Fehlercode an das Diagnosegerät. Über diese fahrzeugübergreifenden Codes hinaus, eröffnet die Software der verschiedenen Hersteller weitere Möglichkeiten Daten auszulesen – und umgekehrt die Fahrzeugelektronik direkt zu beeinflussen. Vor allem bei Herstellern besonders elektronikintensiver Fahrzeuge, zum Beispiel BMW, ist dies unbedingt verlockend.
Kann wirklich jedermann davon profitieren? Nein, vermutlich nicht. Ein gewisses technisches Verständnis ist weiterhin erforderlich, um die Fehlercodes zu verstehen – und vor allem, um sie tatsächlich in eine Autoreparatur zu überführen. Schließlich ist es oft genug kein mechanisches Teil, sondern die Elektronik selbst, die einen Aussetzer verantwortet. Aber schon wem es gelingt, die Serviceleuchte auszuschalten, die trotz selbst gemachtem Ölwechsels weiter tapfer leuchtet, wird für diese neuen Möglichkeiten dankbar sein.