Ende 2012 hat die Europäische Union ein einheitliches „Reifenlabel“ eingeführt. Seitdem muss diese Qualitäts-Klassifizierung, die über Energieeffizienz, Nasshaftung und Geräuschentwicklung eines Reifens informiert, auch in Deutschland an jedem Neureifen sichtbar sein. An den Informationsgehalt eines unabhängigen Reifentests reicht das EU-Label aber nicht heran.
EU-Reifenlabel im Überblick
Mit Hilfe einer farbigen Grafik visualisiert das Label zunächst den Spritverbrauch, der sich aus dem Rollwiderstand eines Reifens ergibt. Die Werte sind von der Energieeffizienzklasse A (idealer Rollwiderstand) bis Klasse G (über 0,15 Liter Sprit-Mehrverbrauch auf Hundert Kilometern) gestaffelt.
Der zweite dargestellte Wert zeigt den Bremsweg auf nasser Fahrbahn. Wieder ist die Klasse A der kürzestmögliche Bremsweg, während G für einen besonders langen Bremsweg steht.
Die dritte Bewertungskategorie bezeichnet die Geräuschemission, die von dem Reifen ausgeht. Der absolute Zahlenwert in Dezibel wird durch ein Piktogramm mit einer bis drei Schallwellen optisch unterstrichen. Reifen mit nur einer dargestellten Schallwelle unterschreiten den seit 2016 geltenden EU-Grenzwert um mindestens drei Dezibel.
Das EU-Reifenlabel gibt dem Verbraucher somit eine sinnvolle und verbindliche Entscheidungshilfe an die Hand. Allerdings lässt das Label viele Kriterien außer Acht, die die Reifenqualität und die Fahrsicherheit entscheidend mit beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel Lenkverhalten, Reifenverschleiß, Anfälligkeit für Aquaplaning, Bremsverhalten im Trockenen sowie die Reaktion auf winterliche Straßenverhältnisse. Insbesondere wird das Reifenlabel den besonderen Anforderungen an Winterreifen kaum gerecht.
Unabhängige Reifentests
Ein wesentlich breiteres und differenzierteres Spektrum an Qualitätsmaßstäben setzen die Reifentests, die zum Beispiel von ADAC, auto motor sport, Stiftung Warentest und Auto Bild regelmäßig durchgeführt werden. Hier müssen die getesteten Reifen in der Praxis beweisen, welche Fahreigenschaften sie besitzen und welches Fahrgefühl sie dem menschlichen Tester vermitteln.
Betrachtet man die Reifentests näher, so fällt eine insgesamt recht hohe Qualitätsdichte auf. Zwar gibt es noch immer Erzeugnisse mit einem unakzeptabel langen Bremsweg – unter dem Strich aber hat die Reifenqualität in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Dies gilt sowohl für Winterreifen als auch für Sommerreifen.
Im Vergleich mit dem EU-Reifenlabel liefern diese Reifentests also tiefere und damit wertvollere Erkenntnisse. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass bei den Tests nur eine begrenzte Reifenauswahl Berücksichtigung finden kann, während gerade viele No-Name-Produkte nicht zu diesen Kandidaten gehören. Hier ist das Reifenlabel eine der wenigen verlässlichen – und damit wichtigen – Informationsquellen.